Hinterbliebene haben nach einem Trauerfall nicht umsonst das Gefühl, dass die Welt stehenbleibt. Zwar reagiert jeder Mensch individuell auf Trauer und Verlust, aber wir alle durchlaufen auf unsere eigene Weise und in unserem eigenen Tempo die 4 Phasen der Trauer. Und erst dann fühlt es sich plötzlich nicht mehr nach Verrat an, wenn die Welt sich weiterdreht. Benu – Bestattung und Vorsorge führt sie in diesem Artikel durch die Phasen der Trauer nach Elisabeth Kübler-Ross bzw. Prof. Dr. phil. Verena Kast.
Trauerarbeit und Phasen der Trauer
Wie lange dauert die schlimmste Phase der Trauer?
Die 5 Phasen der Trauer
(1) Trauerphase: Leugnen und Verweigern
(2) Trauerphase: Wut und Verzweiflung
(3) Trauerphase: Suchen, Finden, Loslassen
(4) Trauerphase: Rückzug und Depression
(5) Akzeptanz und Neuanfang
Die Phasen der Trauer bei Kindern
Wie verarbeite ich Trauer am besten?
No-Goes im Umgang mit Trauernden
Trauerarbeit und Phasen der Trauer
Auf den ersten Schock nach einem Todesfall folgt für die meisten Hinterbliebenen eine Phase von Stress und Überforderung: Sie müssen Angehörige und Freunde informieren, wichtige Dokumente (z.B. Versicherungen, Ausweispapiere) zusammensuchen, einen Bestatter auswählen und die Beisetzung planen.
Dabei wirft die Bestattungsplanung oft weitere Fragen auf: Wie wollte die verstorbene Person eigentlich beerdigt werden? Existiert eine Bestattungsverfügung? Hat die verstorbene Person ihre Wünsche zu Lebzeiten festgehalten, zum Beispiel im Rahmen einer Bestattungsvorsorge?
Den eigentlichen Schmerz über den Verlust spüren viele Hinterbliebene erst nach der Trauerfeier: Wenn alles geregelt ist und die schreckliche Vorstellung eines Leben ohne die verstorbene Person Realität wird. Erst dann beginnt die eigentliche Trauerarbeit. Wir sprechen darüber, welche Phasen der Trauer Hinterbliebene durchlaufen, wie lange diese Phasen andauern und welche Emotionen (Schmerz, Wut, Zorn, Freude) für jede der Trauerphasen charakteristisch sind.
Bitte bedenken Sie, dass jeder Mensch individuell trauert: Im Umgang mit dem Tod gibt es kein objektives "richtig" oder "falsch". Es gibt Menschen, die die Phasen der Trauer innerhalb weniger Monate durchlaufen, andere brauchen Jahre. Wichtig ist, dass Sie sich selbst bzw. der trauernden Person diese Zeit zugestehen.
Wie lange dauert die schlimmste Phase der Trauer?
Es gibt viele falsche Annahmen über die Trauerphasen und den Prozess des Trauerns an sich. Zu diesen Annahmen zählt zum Beispiel, dass die schlimmste Phase der Trauer die ersten Wochen sind. Auch wenn sich, wie wir bereits gesehen haben, kaum allgemein gültige Aussagen zum Thema Trauer treffen lassen: Die ersten paar Wochen nach dem Todesfall sind für die nächsten Angehörigen normalerweise NICHT die schlimmste Phase der Trauer. Das liegt daran, dass enge Angehörige wie Partner:innen, Kinder oder Eltern das tatsächliche Ausmaß des Verlusts in der Regel erst viel später realisieren.
Viele Betroffene sprechen sogar davon, dass die Trauer im Laufe des ersten Jahres nach dem Todesfall immer schlimmer wird, je mehr Zeit vergeht. Und die meisten Menschen, die jemanden verloren haben, der ihnen sehr nahestand, werden auch Jahre später immer wieder von ihrer Trauer eingeholt: oft durch ein unbestimmtes Erlebnis, das plötzlich Erinnerungen weckt.
Charakteristisch für den Prozess des Trauerns ist jedoch, dass es gute und schlechte Tage gibt. In manchen Phasen verspüren Betroffene sogar so etwas wie innere Ruhe und Frieden. Und dann, scheinbar aus dem Nichts, kann plötzlich wieder tiefe Verzweiflung entstehen.
Die 5 Phasen der Trauer
Grundsätzlich unterscheiden wir vier bis fünf Phasen der Trauer, manche Modelle gehen auch von sieben Phasen aus. Die beiden bekanntesten Modelle für die Beschreibung und Darstellung der Trauerphasen sind das 4-Phasen-Modell nach Prof. Dr. Verena Kast und das 5-Phasen-Modell der Psychologin Elisabeth Kübler-Ross. Allerdings bezieht das 5-Phasen-Modell von Kübler-Ross sich eher auf die Trauer über den eigenen bevorstehenden Tod und wird daher auch oft als Modell für die 5 Sterbephasen bezeichnet.
Beiden Modellen ist gemeinsam, dass die einzelnen Phasen der Trauer sich nicht exakt voneinander abgrenzen lassen und fließend ineinander übergehen können. Es ist auch durchaus möglich, dass Betroffene eine Phase mehrfach durchlaufen, Phasen überspringen oder an späterer Stelle noch einmal in eine frühere Phase zurückkehren. Im Folgenden werden wir Ihnen die vier bzw. fünf Phasen der Trauer vorstellen.
Sollten Sie bemerken, dass Sie sich lange Zeit in einer bestimmten Phase der Trauer befinden und Ihnen weder Familie noch Freunde helfen können, ist es ratsam, professionelle Unterstützung zu Rate zu ziehen.
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... weil der Tod für Angehörige schon belastend genug ist.
(1) Trauerphase: Leugnen und Verweigern
Die erste der vier Trauerphasen ist das Leugnen. Viele Hinterbliebene befinden sich unmittelbar nach dem Todesfall in einer Art Schockzustand. Sie fühlen sich emotional betäubt, können ihre Gefühle nicht richtig "greifen" und flüchten sich in Aktivitäten (z.B. die Bestattungsplanung oder auch das Ausräumen der Wohnung der verstorbenen Person). In gewisser Weise wird der Verlust der verstorbenen Person in dieser ersten Phase noch verdrängt: Er ist noch nicht richtig in Kopf und Herz angekommen.
Diese Form der Verdrängung ist gleichzeitig ein Verweigern: Unser Herz ist noch nicht bereit, die schmerzhaften und intensiven Gefühle zu erleben, die mit dem Verlust zwingend einhergehen. Wir "funktionieren" einfach, so lange es eben geht. In gewisser Weise ist diese Verdrängung in der ersten Phase also auch eine Art von Schutzmechanismus.
(2) Trauerphase: Wut und Verzweiflung
Die zweite Trauerphase ist geprägt von intensiven negativen Emotionen: Wut, Hass, Zorn, Verzweiflung. Viele Hinterbliebene spüren in dieser Phase nicht nur Wut auf die verstorbene Person, die sie "allein gelassen" hat, sondern der Zorn kann sich auch gegen Dritte (etwa Familienmitglieder, Ärzte oder gegen Gott bzw. andere Entitäten) richten: Man sucht jemanden, den man für den Verlust verantwortlich machen kann.
Manche Hinterbliebene empfinden in dieser Phase auch extreme Schuldgefühle der verstorbenen Person gegenüber. Typische Fragen, die Betroffene während dieser Zeit immer wieder im Kopf wälzen, sind etwa:
- Warum gerade er/warum gerade sie?
- Warum ausgerechnet jetzt?
- Hätte ich noch etwas tun können?
- Hätte ich mehr tun sollen?
- Habe ich mit der Bestattung alles richtig gemacht?
Freunde und Angehörige können der trauernden Person helfen, indem sie Aufmerksamkeit schenken und dem Zorn Raum geben. Für die betroffene Person kann es hilfreich sein, während dieser Trauerphase psychologisch begleitet und aufgefangen zu werden.
(3) Trauerphase: Suchen, Finden, Loslassen
Die dritte Trauerphase ist ein Wiederfinden und (idealerweise) ein Loslassen. Die trauernde Person setzt sich intensiv mit dem Menschen, den sie verloren hat, auseinander. Dies kann über gemeinsame Erinnerungen (zum Beispiel durch das Blättern in Fotoalben oder das Anschauen von Videos) oder auch durch stille Zweigespräche passieren. Viele Betroffene träumen während dieser Phase sehr intensiv.
Für die meisten ist es eine Zeit des Rückzugs und In-sich-Gehens. Von außen betrachtet kommt es zu einer Verschlimmerung der "Symptome" der Trauer. Die dritte Phase ist auch oft jene Phase, in der (in der Regel unbewusst) eine Entscheidung getroffen wird. Die trauernde Person kann entweder zu heilen beginnen und sich Richtung Neuanfang bewegen – sie kann aber auch in der aktiven Trauer verbleiben.
(4) Trauerphase: Rückzug und Depression
Je nachdem, ob in der dritten Phase die Heilung beginnt oder nicht, kann noch eine Phase von extremen negativen Emotionen folgen. Viele Betroffene entwickeln während dieser Phase Depressionen und sind manchmal nicht mehr dazu in der Lage, ihr Leben "normal" weiterzuführen. Sie ziehen sich zunehmend zurück, verlieren den Kontakt zu Freunden und Familie und wünschen sich manchmal sogar, sie wären mit der verstorbenen Person zusammen gestorben. Suizidale Gedanken sind in dieser Phase relativ häufig.
Freunde und Angehörige können der trauernden Person helfen, indem sie nicht weghören. Auch wenn die trauernde Person meist völlig verändert erscheint: Geben sie auch diesen Emotionen den Raum, der ihnen gebührt. Bieten Sie weiterhin Hilfe an oder seien Sie einfach "nur" da. Es ist wichtig, dass die betroffene Person weiß, dass sie nicht alleine ist – auch wenn es ihr wahrscheinlich schwerfallen wird, um Hilfe zu bitten.
(5) Akzeptanz und Neuanfang
Die vierte (ohne Depression) bzw. fünfte und letzte Phase der Trauer ist die Phase der Akzeptanz und des Neubeginns. Hier kehrt allmählich innere Ruhe zurück, es stellt sich ein gewisser innerer Frieden ein: Der Schmerz tritt in den Hintergrund. Die trauernde Person hat den Verlust akzeptiert und kann nun an einen Neuanfang denken. Ganz wichtig ist dabei jedoch: Der Trauerprozess hat Spuren hinterlassen. Und die Erinnerung an die verstorbene Person wird immer ein Teil dieses Neubeginns bleiben.
In dieser letzten Phase des Trauerprozesses hat die betroffene Person Abschied von der geliebten Person genommen. Es fällt ihr jetzt leichter, mit dem Verlust umzugehen. Es ist jedoch kein Prozess des Vergessens, sondern ein Prozess des Abschließens. Freunde und Angehörige können der trauernden Person helfen, indem Sie auf deren Wünsche achten. Möchte die Person über den Verlust sprechen oder möchte sie es nicht?
Manchmal erscheinen Menschen, die durch die Phasen der Trauer gegangen sind, ihren Freunden und Bekannten völlig verändert: Wut, Zorn, Freude, Traurigkeit – all das hat Spuren hinterlassen. So beginnt für viele Hinterbliebene nach der Trauer auch ein Sich-neu-Finden in Freundschaften und anderen Beziehungen.
Die Phasen der Trauer bei Kindern
Wie man mit Kindern über den Tod spricht, haben wir in diesem Ratgeber-Artikel für Sie zusammengefasst: Wie erkläre ich meinem Kind den Tod? Wenn wir über Trauerphasen sprechen, müssen wir allerdings immer auch über Kinder sprechen, denn Kinder trauern anders als Erwachsene. Tatsächlich kann man von einer kindlichen Trauer erst ab einem Alter von etwa neun bis zehn Jahren rechnen.
Anders als Erwachsene, die in der Regel die vier bis fünf Trauerphasen durchlaufen, kommt die Trauer bei Kindern in Schüben. Manchmal scheint es, als wenn die Traurigkeit plötzlich und heftig aus ihnen herausbricht – und schon im nächsten Moment können sie wieder spielen. Dieses Verhalten ist ein natürlicher Selbstschutz.
Bei manchen Kindern zeigt sich die Trauer auch in Form von plötzlichen Wutausbrüchen. Dies passiert häufig, wenn ein Kind keine andere Möglichkeit hat, seine Gefühle zu kanalisieren. Andere Kinder verarbeiten die Emotionen, die sie nicht in Worte fassen können, im Spiel. Auch Malen, Tanzen und Singen können Aktivitäten sein, die Kindern beim Trauern helfen.
Übrigens hilft es den meisten Kindern, wenn sie sich im Rahmen der Beisetzung von der verstorbenen Person verabschieden können. Wenn Sie sich eingehender mit diesem Thema beschäftigen möchten, legen wir Ihnen unseren Ratgeber-Artikel Kinder bei einer Beerdigung ans Herz.
Wie verarbeite ich Trauer am besten?
Der erste Schritt, um Trauer zu verarbeiten und erfolgreiche Trauerarbeit zu leisten, ist für viele Menschen zugleich auch der schwerste: Um die Trauer zu verarbeiten, müssen Sie die Trauer zulassen. Das klingt zunächst banal, ist es jedoch keineswegs. Denn Trauer zuzulassen bedeutet gleichzeitig, dass Sie sich für extrem schmerzhafte Gefühle öffnen – und dieses Wissen kann einem ganz schön Angst machen.
Trotzdem ist es wichtig, dass Sie nicht nur Ihre Trauer, sondern auch alle anderen Gefühle, die damit verbunden sind, zulassen können. Wer Wut und Zorn und Tränen und tiefe Traurigkeit verdrängt, kann nicht nur körperliche Beschwerden entwickeln, sondern auch sog. pathologische Trauer. Die Folgen verdrängter Trauer können unterschiedlich sein, aber gefährlich sind sie immer:
- Depressionen und/oder Angstzustände
- Arbeitsunfähigkeit infolge psychologischer und/oder körperlicher Beschwerden
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Schlafstörungen und anhaltende Erschöpfungszustände
- Essstörungen (z.B. Magersucht oder Binge Eating Disorder)
- Nervenschmerzen usw.
Wie verarbeite ich den Tod eines geliebten Menschen?
Ganz wichtig zu wissen ist folgendes: Trauer verläuft in Wellen. Und sie geht auch nie ganz weg. Wer einen geliebten Menschen verliert, verliert ihn für immer – und wird ihn oder sie auch immer vermissen. Das heißt aber nicht, dass Trauernde nicht eines Tages wieder lachen können. Und es gibt es einiges, was Betroffene selbst tun können, um den Trauerprozess nicht nur besser zu überstehen, sondern um sicherzustellen, dass sie auch wirklich heilen. Die folgende Auflistung enthält Ratschläge und Methoden aus der Trauerarbeit.
- Erinnerungen teilen: Vielen Betroffenen hilft es, Erfahrungen und Erinnerungen aus der gemeinsamen Zeit mit der verstorbenen Person mit einem engen Vertrauten zu teilen. Dabei muss es sich auch nicht zwingend um positive Erlebnisse handeln: Jeder Mensch hat seine Vergangenheit. Und auch negative Emotionen müssen in der Trauerarbeit Platz haben.
- Schriftlich verabschieden: Viele Hinterbliebene geben bei der Verabschiedung einen selbst geschriebenen Brief ins Grab. Dies muss aber nicht die einzige Form von schriftlicher Trauerarbeit sein. Sie können zum Beispiel eine Art Tagebuch führen, in dem Sie Ihre Gedanken und Gefühle regelmäßig mit dem Menschen teilen, den Sie verloren haben.
- Selbstliebe: Oft vergisst man in dieser schweren Zeit, auf sich selbst zu achten. Verordnen Sie sich selbst ab und zu etwas Wohltuendes, versuchen Sie, Ihren Hobbys nachzugehen und lenken Sie sich, falls Sie das möchten, auch bewusst ab.
- Körperliche Gesundheit: Achten Sie außerdem auf Ihre Ernährung und vergessen Sie nicht, ausreichend zu trinken. Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, wie Trauer sich auf Ihren Körper auswirken kann, möchten wir Ihnen diesen Artikel der Süddeutschen Zeitung ans Herz legen.
Falls es Ihnen schwer fällt, mit Freunden und Angehörigen über Ihre Trauer zu sprechen oder Sie den Schmerz der Trauer seit langer Zeit spüren, bieten in jedem Bundesland Trauerselbsthilfegruppen oder Trauercafés Unterstützung an. Oft werden diese von gemeinnützigen Organisationen und Institutionen wie der Caritas oder dem Roten Kreuz angeboten.
No-Goes im Umgang mit Trauernden
- "Ich weiß, wie du dich fühlst." Nein. Trauer fühlt sich für jeden anders an und lässt sich nicht vergleichen. Außerdem lenkt der Satz auf sich selbst. Fragen Sie besser: "In solchen Momenten geht viel in einem vor. Wie geht es dir damit?"
- "Jetzt ist er/sie an einem besseren Ort/gut aufgehoben." Können Sie das mit Sicherheit behaupten? Vielleicht ist die trauernde Person gar nicht spirituell? Abgesehen davon dass Sie antworten wird "Mag sein, aber gerade hätte ich sie gerne bei mir"
- "Jetzt musst du für die Anderen stark sein." Zuallererst: Trauernde müssen gar nichts. Stülpen Sie Trauernden nicht noch mehr Verantwortung über. Fragen Sie stattdessen, ob Sie helfen können.
- "Jetzt leidet er/sie nicht mehr/ist er/sie wenigstens erlöst." Das Wort "wenigstens" relativiert und redet klein. Sagen Sie lieber "Ich weiß, was er/sie für ein schweres Leben hatte."
- "In dem Alter darf man sterben." Haben Sie schon jemanden verloren, der Ihnen wichtig war? Dann wissen Sie: Sterben ist immer zu früh. Egal wie alt, krank, vorhersehbar. Wie wäre es mit "Jemanden, den man so liebt, zu verlieren, ist schwer."
- "Jetzt kann das Leben wieder weitergehen." Damit schreiben Sie der anderen Person vor, wie er/sie zu trauern hat, bzw. auch wie lang diese Trauerphase ausfallen sollte. Sagen Sie lieber "Jemand, der so besonders war, wird immer ein Teil von dir sein."
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