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Bestattungsarten

Christliche Bestattung – Sterberituale & Bräuche im Christentum

Stefan Atz

VERFASST VON

Stefan Atz

2024-04-04

Lesezeit: 5 Minuten

Für die christliche Glaubensgemeinschaft ist der Tod untrennbar mit der Rückkehr des Menschen in das Reich Gottes verbunden. Benu – Bestattung und Vorsorge informiert Sie über die Rituale und Gebräuche rund um die christliche Bestattung und über diesbezügliche Unterschiede zwischen der römisch-katholischen Kirche und den evangelischen Kirchen.

Christliche Bestattung – Bräuche u. Rituale

Die traditionelle christliche Bestattung ist eine Erdbestattung, also die Beisetzung der verstorbenen Person in einem Sarg. Tatsächlich war die Feuerbestattung, also die Kremierung des toten Körpers und anschließende Urnenbestattung, im Christentum lange Zeit verboten, weil sie als "heidnisch" galt. 

Inzwischen sind Feuerbestattungen, ebenso wie naturnahe Beisetzungen im Anschluss an die Kremation, im Christentum jedoch sehr gebräuchlich. Die evangelischen Kirchen akzeptieren die Feuerbestattung bereits seit den 1920er Jahren. In der römisch-katholischen Kirche sind Einäscherungen seit 1963 gestattet.

Was bedeutet der Tod im Christentum?

Im Christentum ist der Tod das Ende des irdischen Lebens. Durch den Glauben an die Auferstehung nach dem Tod, stellt dieser eine Rückkehr des Menschen zu Gott dar, wo er seine Heimat für die Ewigkeit findet.

Der Ursprung dieser Ansicht ist auf den Glauben zurückzuführen, dass Jesus Christus für unsere Sünden gestorben und am dritten Tag nach seinem Tod auferstanden ist. Ursprünglich unterschied das Christentum stark zwischen Himmel und Hölle.

Die Ansicht, dass Ungläubige zu Qualen in der Hölle verdammt sind, bis sie von ihren Sünden reingewaschen wurden, gilt in den meisten christlichen Konfessionen jedoch als veraltet.

Christliche Sterberituale und Bräuche

Bereits während sich eine Christin/ein Christ noch in der Phase des Übergangs vom Leben in den Tod befindet, gibt es einige gottesdienstliche Rituale und Bräuche.

Dazu zählt der Empfang letzter Sakramente wie der Krankensalbung, die früher auch als letzte Ölung oder Versehgang bekannt war, um die sterbende Person in ihrer/seiner schweren Situation zu unterstützen. Man spricht von den Sterbesakramenten.

Sterbesakramente

Das eigentliche Sterbesakrament selbst ist der Empfang der Heiligen Kommunion im Angesicht des Todes. Seit dem zweiten Vatikanischen Konzil wird wird der Begriff nicht mehr gebraucht, da er zu sehr auf das bevorstehende Ende hinweist. Da es allerdings üblich ist und war, Sterbende noch kurz vor dem Tod zu salben, wurde früher von der "Letzten Ölung" gesprochen.

Die Krankensalbung ist eines der sieben Sakramente. Sie ist kein Sterbesakrament, da sie heilen und stärken soll, und somit ein Sakrament des Lebens. Sie soll Hoffnung machen und die Kraft geben, Angst und Resignation zu widerstehen. Sie soll dem Kranken verdeutlichen, dass Gott sein Heil will. Der Priester salbt dem oder der Kranken Stirn und Hände mit Öl und betet: 

"Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen. Er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes: Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf."

Heilige Kommunion und Empfang der Hostie

Das eigentliche Sterbesakrament ist die Feier der Heiligen Kommunion und der Empfang der Hostie, die für den Weg von diesem Leben ins ewige Leben stärken soll. Im Gegensatz zur Krankensalbung wird diese Kommunion in unmittelbarer Todesgefahr gefeiert. Der Kranke erneuert dabei das Glaubensbekenntnis, das er schon bei seiner Taufe gesprochen und bei Erstkommunion und Firmung erneut hat. 

Noch ein weiteres Relikt aus der Kommunion wird dabei hervorgeholt: die Sterbekerze, wobei hier die Taufkerze oder Erstkommunionkerze verwendet wird. Sie wird bereits während des Empfangs der Hostie oder unmittelbar nach dem Tod entzündet, um dem Sterbenden "den Weg hinüber zu leuchten".

Zusätzlich wird einem Schwerkranken oder Sterbenden das Sterbekreuz in die Hände gelegt, so dass er oder sie im Moment des Todes Gott nahe ist und sich daran festhalten kann. Des weiteren werden Sterbegebete vor und nach dem Verscheiden am Sterbebett gesungen und gesprochen.

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Christliche Rituale unmittelbar nach dem Tod

Öffnen der Fenster

Nachdem der Tod eingetreten ist, wird sofort ein Fenster geöffnet oder gekippt. Dieser Brauch entstand aus der Vorstellung früherer Jahrhunderte, dass die Seele durch den Mund des Verstorbenen in den Himmel entweicht. Der Hintergrund ist oft praktischer Natur: Frische Luft tut gut, wenn gerade jemand verstorben ist.

Mund und Augen verschließen

Aus einem Aberglauben heraus hat sich der Brauch entwickelt, dem Toten den Mund und die Augen zu schließen. So soll er zur Ruhe kommen und vor allem nicht als »Wiedergänger« mit den Hinterbliebenen in Kontakt treten. Dies ist auch heute noch in nahezu allen Religionen üblich - als Zeichen des Respekts und um dem oder der Verstorbenen ein würdevolles Aussehen zu geben.

Totenglocke

Das Läuten der Totenglocke oder Sterbeglocke am Abend des Sterbetages zeigt den Tod eines Gemeindemitgliedes an. Meist wird für das Totengeläut die größte Glocke der Kirche verwendet.

Aufbahrung oder Totenwache

Bei der Totenwache handelt es sich um eine Ehrenbezeugung, die einem Verstorbenen vor der Bestattung zuteilwird. Sie ist ein fester Bestandteil des Totenkultes und ein Mittel der Trauerbewältigung. In Österreich wird die Totenwache meist als 'Wachten' bezeichnet.

Im heutigen Sprachgebrauch wird mit Totenwache und Nachtwache eher eine generelle Form der Verabschiedung von Verstorbenen bezeichnet. Dies kann im kleinen familiären Kreis zuhause erfolgen, mit und ohne Anwesenheit eines Geistlichen, aber auch im Alten- & Pflegeheim.

Früher war es üblich, dass der oder die Verstorbene von den nahen Angehörigen gewaschen, hergerichtet und im Sterbezimmer aufgebahrt wurde. Diese Aufgabe fällt heute meist den Bestattern zu. So oder so ist eine Aufbahrung hilfreich beim Abschied nehmen.

Aufbahrung zu Hause

Sollte der Tod zu Hause eingetreten sein, muss zwar der beschauende Arzt den Totenschein ausstellen, aber der oder die Verstorbene kann bis zu 36 Stunden im häuslichen Rahmen aufgebahrt werden. So können sich Angehörige, Freunde und Nachbarn ganz in Ruhe verabschieden und das Unbegreifliche des Todes realisiert werden. Vor allem für Kinder ist es schwer, den Tod zu begreifen und in einem vertrauten Umfeld fällt es oft leichter, mit ihnen darüber zu sprechen.

Wenn der Verstorbene im Krankenhaus oder Pflegeheim gestorben ist, gibt es häufig die Möglichkeit, den Toten dort aufzubahren oder in die eigene Wohnung zu überführen. Lesen Sie mehr über die Aufbahrung in diesem Artikel.

Unmittelbar nach Eintreten des Todes ist es im Christentum außerdem üblich, dass sich die Angehörigen entweder im privaten Kreis oder mit einem Priester von der/dem Verstorbenen verabschieden.

Zudem werden die nächsten Verwandten normalerweise mündlich über den Todesfall informiert. Freunde und Bekannte erfahren durch persönliche Verständigung, einen Partezettel oder mit Hilfe einer Todesanzeige vom Tod der/des Verstorbenen.

Trauern im Christentum

Im Christentum wird Trauern als etwas Privates empfunden. Im Gegensatz zu vielen anderen Religionen wird der Schmerz nach Möglichkeit nicht in der Öffentlichkeit gezeigt. Trauerrituale sind nicht so offensichtlich wie in anderen Religionen und im christlichen Wertesystem wird der Tod selten öffentlich thematisiert.

In vielen, meist ländlichen, Regionen ist es auch heutzutage noch üblich, sich bis zu sechs Wochen nach dem Verlust einer geliebten Person in schwarz zu kleiden. Nach diesen sechs Wochen findet ein Andachtsgottesdienst statt, der im Zeichen der/des Verstorbenen steht.

Beileidsbekundungen von Freunden und Bekannten werden oftmals in Form von Beileidsschreiben, der Teilnahme an der Totenwache oder der Beerdigung, erbracht. In katholischen Pfarrgemeinden ist es ebenso üblich, kurz vor der Beerdigung einen Rosenkranz für die Verstorbenen zu beten.

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Christliches Begräbnis

Wie verabschieden sich Christen von ihren Toten? Ein wichtiger Aspekt der christlichen Bestattung ist die Aussegnung, die eine Art Verabschiedung ist, bei der die/der Verstorbene noch einmal gesegnet wird. Heutzutage ist die Aussegnung oft zeitlich entkoppelt und findet nicht mehr zwingend vor der Aufbahrung der/des Verstorbenen statt, die einen weiteren relevanten Teil des Abschiednehmens darstellt.

Es besteht die Möglichkeit einer offenen und einer geschlossenen Aufbahrung. Bei einer offenen Aufbahrung kann die verstorbene Person angesehen und berührt werden. Bei einer geschlossenen Aufbahrung, die weitaus verbreiteter ist, wird der verschlossene Sarg ausgestellt.

Normalerweise findet die Aufbahrung in einer Trauerhalle statt, es besteht aber außerdem die Möglichkeit sie auch zu Hause durchzuführen, um in Ruhe und vertrauter Umgebung Abschied nehmen zu können. Auch bieten einige Bestatter Räumlichkeiten für eine Aufbahrung an.

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Wie läuft eine christliche Beisetzung ab?

Ein christliches Begräbnis verläuft seit Jahrhunderten ähnlich. Jedes christliche Begräbnis ist immer zugleich auch ein Gottesdienst. Dieser Trauergottesdienst, an dem normalerweise Verwandte, Freunde und Bekannte teilnehmen, wird oft auch als Totenwache bezeichnet, bei der unter anderem ein Glaubensbekenntnis sowie Gebete für die verstorbene Person gesprochen werden, um sie/ihn auf dem letzten Weg zu begleiten.

Dieser Gottesdienst findet in der Regel in einer Kirche statt. Die Verkündung der Auferstehung nimmt in der Trauerfeier einen zentralen Platz ein, da Christen daran glauben, dass die Verstorbenen nach dem Tod in das Himmelreich Gottes auffahren.

Katholische vs. evangelische Bestattungen

Grundsätzlich sind sich eine katholische und eine evangelische Bestattung sehr ähnlich und unterscheiden sich meist nur durch teils unterschiedliche Lieder und Gebete. Bei einem katholischen Begräbnis wird der Sarg oftmals mit Weihwasser bespritzt. Dies gilt zum einen als eine Form des Abschieds, aber auch, um zu symbolisieren, dass der oder die Tote durch die Taufe mit Christus zum ewigen Leben kommt. Bei einem evangelischen Begräbnis gibt es diesen Brauch nicht.

Nach dem Gottesdienst werden, entweder noch in der Kirche oder am Grab, Trauerreden gehalten. Dies geschieht meist durch einen geistlichen Vertreter. Bei einem römisch-katholischen Begräbnis wird nach der Grabrede noch mit Weihrauch verdeutlicht, dass der Leib der/des Verstorbenen ein Tempel Gottes war. 

Im Anschluss an die Trauerreden begeben sich alle Teilnehmer:innen gemeinsam an die Grabstelle. Angehörige und Freunde spenden in der Regel Kränze und Blumen.

Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub

Zum Zeichen, dass der Mensch aus der Erde kommt und zur Erde zurückkehrt erfolgt der sogenannte Erdwurf: Mit den Worten „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“ wird dreimal Erde auf den Sarg geworfen.

Dies ist ein Symbol der Barmherzigkeit und eine Andeutung, dass die/der Verstorbene zur letzten Ruhe gebettet wird. Außerdem wird ein Kreuz als Zeichen der Hoffnung auf die Auferstehung auf das Grab gesteckt. 

Das Geräusch, wenn die Erde auf den Sarg fällt, wird von vielen Trauernden jedoch als sehr bedrückend und beklemmend empfunden. Deshalb ist es heutzutage nicht unüblich, dass anstelle der Erde eine Schale mit Blumen, Blütenblättern oder Sand neben dem Grab bereitsteht, die ins Grab geworfen werden können.

Christliches Begräbnis für Konfessionslose?

Ein kirchliches Begräbnis wird für alle Christen, egal ob evangelisch oder katholisch, abgehalten. Allerdings gibt es auch für aus der Kirche ausgetretene Menschen die Möglichkeit eines christlichen Begräbnisses, sofern die Angehörigen um den Beistand der Kirche ersuchen. Dies ist eine spezielle Begräbnisform, bei der das Hauptaugenmerk auf der Begleitung der trauernden Angehörigen liegt.

Grabschmuck, Trauerfloristik u. Gedenktage

Die Grabstelle selbst wird meist mit Blumen, die das ewige Leben symbolisieren sollen, einer Kerze, die in Anlehnung an die Osterkerze steht und einem Kreuz oder Grabstein verziert. Die wichtigsten christlichen Feiertage im Gedenken an die Verstorbenen sind das katholische Allerseelen und der evangelische Totensonntag. An diesen Tagen werden in einem Gottesdienst der Toten gedacht und anschließend werden die Gräber der verstorbenen Verwandten und Freunde besucht.

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Was ist das Sechswochenamt?

Die Bezeichnung Sechswochenamt verrät bereits, dass hierbei eine heilige Messe der katholischen Kirche sechs Wochen nach dem Tod eines Verstorbenen zu dessen Gedenken gefeiert wird. Ein Zweck des Sechswochenamtes ist die Markierung des Endes der ersten Trauerphase der Hinterbliebenen. Außerdem steht das Sechswochenamt für die Hoffnung, dass Verstorbene nach ihrem Tod in ewiger Ruhe und in Gottes Frieden leben.

Leichenschmaus im Christentum

Nach der Beerdigung wird traditionell zu einem Leichenschmaus (auch Totenmahl) eingeladen, um weitgereiste Trauergäste zu versorgen und allen für die erhaltene Hilfe zu danken. Das Totenmahl soll die sozialen Bindungen festigen und zugleich aufzeigen, dass die Hinterbliebenen nicht alleine gelassen werden. Das gemeinsame Essen findet in Gedenken an den toten Menschen statt.

Quellen

Kath. Kirche Vorarlberg: Bräuche und Riten rund um das Sterben von Christen und Muslimen (Link)

Stadtpfarrkirche Graz: Der Dienst der katholischen Kirche bei einem Begräbnis (Link)

Tod-und-glaube.de: Die Bestattungskultur des Christentums (Link)

Erzdiözese Wien: Gibt es ein kirchliches Begräbnis für aus der Kirche Ausgetretene? (Link)

Bestatter.de: Seelenamt, Seelenmesse und Sechswochenamt (Link)

Sueddeutsche.de: Sterbesakramente (Link)

Vivat! Magazin: Traditionen und Bräuche rund um Tod und Trauer (Link)