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Sterben und Tod

Wie Sie Ihren Körper der Wissenschaft spenden

Stefan Atz

VERFASST VON

Stefan Atz

2024-03-05

Lesezeit: 4 Minuten

Wenn Menschen sich dafür entscheiden, ihren Körper nach dem Tod der Wissenschaft zu spenden, übernehmen die anatomischen Institute der Bundesländer sowohl die Kosten für die Überführung als auch für die spätere anonyme Beisetzung. Benu – Bestattung und Vorsorge informiert Sie über den Ablauf dieser sog. "Körperspende", ihre Voraussetzungen und die erforderlichen Schritte, die Sie einleiten müssen, wenn Sie Ihren Körper der Wissenschaft zur Verfügung stellen möchten.

Körperspenden in Wien

Für Körperspenden in Wien gelten besondere Voraussetzungen. In unserem Fact-Sheet zur Körperspende Wien finden Sie alle wichtigen Informationen auf einen Blick. Einen umfassenderen Überblick können Sie sich in unserem entsprechenden Ratgeber-Artikel verschaffen.

Was ist eine Körperspende?

Unter einer sogenannten "Körperspende" versteht man, dass man nach Eintritt des Todes seinen Körper zu Lehr- und Forschungszwecken an ein anatomisches Institut „spendet“.

An den anatomischen Instituten dienen die Leichname der Ausbildung zukünftiger Ärztinnen und Ärzte, der ärztlichen Weiterbildung sowie der medizinisch-wissenschaftlichen Forschung. Für die ärztliche Ausbildung ist die Kenntnis der Anatomie, also des inneren Aufbaus des menschlichen Körpers, unverzichtbare Grundlage. Fundierte Anatomiekenntnisse können künftige Ärzt:innen nur durch das systematische Sezieren menschlicher Körperspenden erwerben.

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Voraussetzungen für eine Körperspende

Es gibt relativ wenige Voraussetzungen für eine Körperspende. Weder Krankheiten, noch körperliche Verletzungen oder Amputationen verhindern in der Regel eine Körperspende. Lediglich bei seltenen Infektionskrankheiten oder einer schwerwiegenden Zerstörung des Körpers ist eine Übernahme nicht möglich.

Um seinen Körper der Wissenschaft zu spenden, muss im Vorfeld eine schriftliche Willenserklärung abgegeben werden. Die entsprechenden Anträge und Formulare können online oder postalisch bei den entsprechenden Instituten angefordert werden. 

Rechtzeitige Verfügung

Wichtig ist allerdings, dass diese Willenserklärung rechtzeitig erfolgt. Und "rechtzeitig" heißt: Der oder die Spender:in muss seinen oder ihren Körper bereits zu Lebzeiten dem jeweiligen anatomischen Institut vermachen. Eine bloße formlose Willenserklärung im Testament ist nicht ausreichend. In vielen Fällen wird das Testament nämlich erst geöffnet, wenn der Leichnam bereits bestattet wurde, was eine Körperspende unmöglich macht. 

Es ist daher wichtig, dass diese Entscheidung im Vorfeld ausführlich innerhalb der Familie besprochen wird und die Angehörigen mit der Entscheidung einverstanden sind. Man sollte sich auch der Konsequenzen einer Körperspende bewusst sein – ein traditionelles Abschiednehmen ist in diesem Fall nicht möglich. 

Keine minderjährigen Spender 

Auch das Alter der oder des Spender:in spielt keine große Rolle, solange keine unmündigen Personen, also Minderjährige und unter Sachwalterschaft gestellte Personen, ihren Körper spenden möchten.

Kann ich meinen Körper überall in Österreich spenden?

Welches anatomische Institut für die Entgegennahme einer Körperspende verantwortlich ist, hängt normalerweise vom Wohnort des bzw. der Spender:in ab. Einen Überblick über die unterschiedlichen Voraussetzungen und Kontaktmöglichkeiten bietet die unten stehende Tabelle.

Spenderausweis und Widerruf

Nachdem eine gültige Willenserklärung abgegeben wurde und je nach Standort ein Unkostenbeitrag entrichtet wurde, erhält man einen Spenderausweis, den man nach Möglichkeit immer bei sich tragen sollte, um als Körperspender:in erkannt zu werden.

Stirbt die bzw. der Spender:in, übernehmen die anatomischen Institute alle weiteren erforderlichen Schritte von der Überführung des Leichnams bis zu dessen Beisetzung nach Beendigung der Untersuchungen. Seit März 2024 führt Benu – Bestattung und Vorsorge als offizieller Partner der MedUni Wien den Transport von Körperspenden in den Bundesländern Wien, Niederösterreich, Burgenland und in Teilen Oberösterreichs durch.

ACHTUNG! Sie können die Willenserklärung zur Körperspende jederzeit und ohne Angabe von Gründen widerrufen!

Übernahme der Bestattungskosten

In der Regel ist eine Körperspende immer mit einer vollständigen Kostenübernahme durch das anatomische Institut verbunden – von der Überführung des Leichnams bis hin zur Bestattung. In der Regel ist im Vorfeld allerdings ein sog. Unkostenbeitrag errichten, der insgesamt aber immer noch kostengünstiger ist als die preiswerteste Bestattungsform außerhalb der Körperspende.

In Wien wurde der Unkostenbeitrag 2024 auf 1.090 € angehoben. Diese Erhöhung war notwendig, da es der Universität aufgrund der hohen anfallenden Kosten nicht mehr möglich war, die Bestattungskosten vollständig zu decken. 

Übrigens erhalten weder die Spenderinnen und Spender selbst, noch die Angehörigen eine finanzielle Entschädigung. Diese Regelung existiert, um Missbrauch vorzubeugen.

Was kostet die Körperspende und wer ist zuständig?

Zuständiges InstitutBediente RegionenKosten
Medizinische Universität WienWien 
Niederösterreich 
Raum Linz 
Nördliches Burgenland
1.090,00 €
Medizinische Universität Grazauf Anfrage1.400,00 € + Überführungskosten
Medizinische Universität InnsbruckTirol Vorarlbergkostenlos (im Laufe des Jahres 2024 sind wieder Anmeldungen möglich)
Paracelsus Medizinische PrivatuniversitätSalzburg (Bundesland)500,00 € (höhere Kosten bei Wohnsitz außerhalb von Salzburg)
Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheits-wissenschaftNiederösterreich 
Oberösterreich
1.200,00 € (NÖ) 
1.400.00 € (OÖ)

Wo kann ich meinen Körper nach dem Tod spenden?

Welchem anatomischen Institut Sie Ihren Körper im Rahmen einer Körperspende zur Verfügung stellen können, hängt davon ab, wo Sie wohnen bzw. wo in Österreich Sie gemeldet sind. 

In der untenstehenden Tabelle haben wir die zuständigen Institute und Ansprechpartner je nach Bundesland für Sie zusammengefasst. Für Körperspenden in der Bundeshauptstadt können Sie sich auch in unserem Ratgeber-Artikel zum Thema Körperspende Wien informieren.

Körperspende Institute und Ihre Ansprechpartner

Zuständiges InstitutAnsprechpartner
Medizinische Universität WienAbteilung für Anatomie Körperspendensekretariat
T: +43 (1) 40160 - 37551 
M: anatomie-koerperspenden@meduniwien.ac.at 
Mo-Do: 09:00 - 14:00 Fr: 09:00 - 13:00
Medizinische Universität GrazLehrstuhl für makroskopische und klinische Anatomie 
Fr. Erna Ollenborger & Fr. Birgit Pils 
T: +43 (0) 316 385 71100 
Mo-Do: 09:00 - 15:00 Fr: 09:00 - 13:00
Medizinische Universität InnsbruckSektion für Klinisch-Funktionelle Anatomie 
T: +43 (0) 512 9003 71111 
T: +43 (0) 664 2616943 (in Notfällen)
Paracelsus Medizinische PrivatuniversitätInstitut für Anatomie 
Frau Isabell Schimmel 
T: +43 (0) 662/2420-80401 
M: isabell.schimmel@pmu.ac.at
Karl Landsteiner Privatuniversität für GesundheitswissenschaftAnsprechstelle für Spender 
Frau Christina Aron
T: +43 (0) 2732 72090 321 
M: koerperspende@kl.ac.at

Ablauf einer Körperspende

Was ist bei einer Körperspende zu beachten?

Zunächst einmal müssen die Formalitäten geklärt werden. Das bedeutet, dass Sie Kontakt mit dem entsprechenden Institut aufnehmen, die erforderlichen Formulare unterzeichnet werden und Ihre Angehörigen über Ihre Absicht unterrichtet wurden.

An den anatomischen Instituten in Wien und Krems muss außerdem noch der Unkostenbeitrag beglichen werden, damit der Vertrag rechtskräftig wird. Sollten Sie sich nachträglich gegen eine Körperspende entscheiden, ist ein Widerruf natürlich jederzeit ohne Angabe von Gründen möglich.

Abholung durch das anatomische Institut

Nach dem Ableben und der Freigabe durch die Totenbeschauzentrale wird das anatomische Institut umgehend verständigt und die Überführung des Leichnams in das entsprechende anatomische Institut durch das beauftrage Bestattungsunternehmen vorgenommen. Für das anatomische Institut der Medizinischen Universität Wien führt seit 2024 Benu – Bestattung und Vorsorge die Überführung der Körperspenden durch.

Im Pathologie-Institut der betreffenden Universität werden die Körper konserviert. Hierfür wird eine Konservierungsflüssigkeit in die Blutgefäße injiziert und der Körper über Monate hinweg in einer Konservierungsflüssigkeit aufbewahrt.

Respektvoller Umgang mit Körperspenden

Bevor die Studierenden mit den Körpern in Kontakt kommen, bekommen sie für gewöhnlich eine ethische Einführung. Wie geht man mit einem menschlichen Körper und der Situation um?

Anonyme Beisetzung nach Körperspende

Die Aufbereitung des Körpers sowie die anatomischen Untersuchungen dauern normalerweise zwischen einem Monat und drei Jahren. Im Anschluss an die Untersuchungen erfolgt eine Feuerbestattung des Leichnams. In Wien werden Körperspender im Zentralfriedhof bei Tor 3, in der Ehrengrabstätte der Abteilung für Anatomie, Gruppe 26, beigesetzt.

Die anonyme Beisetzung findet dabei ohne die Angehörigen statt. Diese werden von der erfolgten Beisetzung in Kenntnis gesetzt, sofern Sie dies wünschen. Eine eigene Grabstelle am Friedhof nach Wahl des oder der Verstorbenen gibt es nicht. Dessen sollte man sich als Angehörige:r bewusst sein: Trauer kann nicht mit allen in unserem westlichen Kulturkreis verbundenen Ritualen stattfinden.

Es besteht jedoch die Möglichkeit, nach Beendigung der Untersuchungen Anspruch auf den Leichnam zu erheben. Die Angehörigen können ihn in der Folge am gewünschten Ort bestatten, allerdings sind in diesem Fall auch die Bestattungskosten selbst zu tragen.

Trauerfeier trotz Körperspende?

Typischerweise gibt es bei einer Körperspende keine Trauerfeier. 1x im Jahr findet jedoch eine ökumenische Gedenkfeier am Wiener Zentralfriedhof und ein Wortgottesdienst in der Votivkirche statt. 

Selbstverständlich ist es trotzdem möglich, eine Trauerfeier organisieren zu lassen, an der die Hinterbliebenen teilnehmen können. Bei Benu – Bestattung und Vorsorge haben wir sehr viel Erfahrung darin, wundervolle Trauerfeiern zum Andenken an die verstorbene Person zu gestalten – ohne, dass die Person zwingend körperlich anwesend sein muss. 

Rufen Sie uns einfach an: Wir sind 24/7 rund um die Uhr für Sie erreichbar und machen Ihnen gerne ein auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot.

Vor- und Nachteile einer Körperspende

Vorteile: Was spricht für die Körperspende? 

  • Der Medizin wird ein großer Dienst erwiesen. Durch eine Körperspende hilft man bei der Ausbildung angehender Mediziner, zudem können sich Ärztinnen und Ärzte mit Hilfe der Verstorbenen fortbilden. Auch die allgemeine medizinische Forschung wird somit vorangetrieben.
  • Viele Menschen hegen das Bedürfnis, auch über den Tod hinaus nützlich zu sein, was durch ein Überlassen des Körpers an die Wissenschaft gewährleistet wird.
  • Man erspart den Angehörigen ein teures Begräbnis. Da bei Körperspenden die Beisetzung und Überführung des Leichnams meistens von den anatomischen Instituten getragen wird, muss kein kostspieliges Begräbnis von den Angehörigen organisiert werden. Dies ist vor allem bei finanziellen Engpässen ein großer Vorteil. Lediglich in Wien muss ein Unkostenbeitrag geleistet werden, welcher allerdings immer noch deutlich unter den durchschnittlichen Begräbniskosten liegt.

Nachteile: Was spricht gegen eine Körperspende?

  • Aus einem religiösen Blickwinkel betrachtet ist die Körperspende nicht ganz unumstritten, da sie z.B. nicht unbedingt mit der christlichen Bestattung vereinbar ist, welche in ihrer strengsten Ausprägung die Unversehrtheit des Leibes voraussetzt. 
  • Auch gibt es bei vielen Menschen Bedenken, dass mit dem Leichnam pietätlos umgegangen wird und dieser nur als reines Studienobjekt gesehen wird.
  • Eine Verabschiedung von der oder dem Verstorbenen im Rahmen einer Trauerfeier ist bei einer Körperspende in der Regel leider nicht möglich.

Wenn sie dennoch den Wunsch haben, ihrem Verstorbenen einen würdevollen Abschied im privaten Rahmen zu ermöglichen, können Sie uns jederzeit telefonisch oder per Mail kontaktieren. Wir erstellen gerne ein für Ihre Bedürfnisse passendes Angebot.

Quellen

MedUni Wien: Informationen zur Körperspende (Link)

Zentrum für Anatomie Wien: Informationen zur Körperspende [pdf] (Link)

DiePresse.com: Wien – Stadt der Körperspender (Link)

Medizinische Universität Innsbruck: Informationen zur Körperspende (Link)

Konsument.at: Körperspende – Alternative zum Begräbnis (Link)